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Liebe die Menschen
ohne um ihre Anerkennung zu buhlen.
Geh Deinen Weg.
Wir sind erzogen worden. Wir haben diese Indianerfilme gesehen mit kreischenden Indianern und
schießenden Cowboys, die zivilisierte Welt verteidigt sich gegen verrückte Wilde. Wir haben brav die Wunder
der modernen Medizin gelernt, Mondraketen bestaunt, Autos und Waschmaschinen.
Zweifel? Ja, Zweifel. Bilder vom Krieg. Umweltverschmutzung. Genozide. Amerika versucht, sich
stets als gut und geläutert darzustellen, der arme John Rambo.
Klar, wir schwimmen eine Zeit lang in diesem Strom. Wurden ja geimpft mit der Sehnsucht nach
einer guten Stellung und Ansehen, ordentlicher Krawatte und anständigem Auto, mit dem Glauben an die
Notwendigkeit von mehr. Und noch mehr. Der Glaube an materielle und finanzielle Sicherheit durch mehr als
genug. Gier als Mittel gegen die Angst vor dem Tod.
Aber wir sind auch in die Welt hinaus, haben zur Genüge gesehen, dass andere Weisen zu leben uns
Optionen und Alternativen aufzeigen konnten. Wollten. Möglichkeiten eines eigenen Lebensweges,
vielleicht sogar ohne die scheinbar unvermeidliche Zumüllung und Zerstörung der Mitwelt,
der Umwelt, unseres Lebensraumes, ohne Massengemetzel industrialisierten Viehs in Betonhallen, ohne
Pestizide und ohne verseuchtes, nicht mehr trinkbares Wasser, und ohne total entfremdete Wohn- und
Arbeitsbedingungen.
Wir haben einen Cut gemacht. Niemand hat wirklich verstanden.
Manche haben uns idealisiert, manche verurteilt. Mir ist klar, dass ich nicht mehr am Tropf
dieses Systems hängen will, an der Zitze eines Monsters, das seine eigenen Kinder heranzieht,
um sie zu verspeisen im nächsten Krieg, im nächsten Crash, im nächsten Niedergang. Einskommasechs Hektar Land, viel gute Wut, Liebe, Entschiedenheit trotz
Zweifel und Angst.
Manche sehen nur die Idylle, nicht aber die Mühsal, die damit verbunden
ist, sich jeden Tag neu zu entscheiden, sich gegen den Strom der eigenen Enkulturation zu stemmen.
Es ist eine Mühsal, die vollkommen anders, vielleicht heftiger ist als die
Mühsal eines Anfangs innerhalb des Systems. Es ist eine Initiation ohne die starke,
helfende Hand eines Initiators, sei dieser Initiator nun eine wirkliche Person oder der bestätigende
und ermutigende Gedankenstrom, gebildet durch die Kräfte der eigenen Sozialisation. Dieser
Mangel ist innerlich, ist verborgen, jedoch bei weitem mehr wirksam als die für alle
leicht sichtbare Idylle, die auf mich ja glücklicherweise auch wirkt. Hinzu kommt, dass
sich zu dieser Anstrengung, die ich ja als Kraftlosigkeit erfahre, Anfängertum
in allen Bereichen gesellt. Und jeder Fehler, der aus dem Anfängertum resultiert,
weckt Selbstanklagen und Selbstvorwürfe, trotz allen Wissens, dass dies ja nicht anders
sein kann.
Wie geht es weiter? Es wächst was. Immer wieder kommen Leute. Ob mal jemand bleibt? Das
wäre (m)ein Traum.
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