✱ Friedenshund ✱ Schaffütterung ✱ Klauenpflege ✱ Seelenwind ✱ Teich und Felle ✱ Kasperle ✱ Kaffee und Dünger ✱ Wachs und Drohnen ✱ Eier und Weizen ✱ Philosophiestunde ✱ |
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Gestern ist Othello gestorben. Wir haben elf Jahre lang unglaublich viel mit ihm erlebt. Reisen durch Europa. Zu Fuß, mit dem Fahrrad im Hänger, mit dem Auto. Für mich war er wie ein Schatten, der zu mir gehört. Und ich durfte sein Schatten sein. Aufm Stückle war er von Anfang an dabei. Jeden Tag. Ein Stückle-Urgestein. Viele Leute haben ihn "Friedenshund" genannt. Gestern ist der Friedenshund mit der Kraft, die er noch hatte, zum Tipi rüber und hat mir gezeigt, dass er da rein will. Ich hab ihm die Tür geöffnet und er ist rein ins Zelt als wären wir unterwegs. Wir haben auf seinem Grab beim Tipi einen Apfelbaum gepflanzt. Ich bin mir sicher, dass sein Leben mit uns eine gute Erfahrung war. Heyhey! Mensch, wenn ich mir überlege, wie trist und matschig alles vor kurzem da draußen noch war. Und jetzt sprießt es wieder. Wie jedes Jahr. Weil Anke gerade da ist, hab ich sie gefragt, ob wir zusammen zu den Schafen gehen. Sie fand das natürlich eine gute Idee. Fiocco ist mit uns zu den Schafen und hat gleich Tiramisu genervt. Na, die nervt ja auch mit ihrem lauten Geblöke, da hab ich das mal zugelassen. Wir haben vorsichtshalber Wulle angebunden, weil der sonst mit den Menschen Billard gespielt hätte. Anke hat die Schafe gefüttert, als würde sie das jeden Tag machen. Und ich glaube, sie hat das echt gerne gemacht. Während Anke die Schafe gefüttert hat, hab ich Wulle noch ein Entwurmungmittel gereicht. Er hat das wohl eher nicht als Delikatesse eingeordnet. Vielleicht war er sogar ein bisschen neidisch auf die Damen. Auch Fiocco hätte wohl gerne was vom Kraftfutter gefressen. Aber die Schafe haben nix übrig gelassen. Heyhey! Heute haben wir Besuch von einer lieben Kollegin von Bettina gehabt. Karins Sohn Emmanuel liebt die Hunde grad als wären es seine eigenen. Ich hab ihn gefragt, ob er zu den Schafen will. Natürlich wollte er! Als ich Wulle angebunden hatte, ist mir aufgefallen, dass er noch keine Klauenpflege bekommen hat. Klauenpflege ist bei den Schafen wichtig. Wenn die Hornhaut, die die Klauen bedeckt, allzusehr über die Klauen hinauswächst, dann kann es sein, dass sie sich von den Klauen löst. Und dann kommt da Dreck rein und das kann sich entzünden. Vielleicht schick ich mal ein Bild von einer ungeschnittenen Klaue. Das sieht manchmal schon abenteuerlich aus.
Heyhey! Wulle hat eine total verrotzte Nase. Und der Tierarzt hat gemeint, dass das wohl eine ernste Lungensache ist. Mist. Er hat mir ein paar Spritzen mit einem Antibiotikum drin gegeben. Eigentlich find ich Antibiotika ja nicht unbedingt toll, aber ich hab noch nie erlebt, dass sanfte Mittel bei was Fortgeschrittenem geholfen haben. Hm. Mit Anton bin ich zu einer Tierärztin nach Überlingen, weil er sich immer kratzt. Die Frau hat sich echt Zeit genommen und dann gemeint, er braucht eine Ernährungsumstellung. Klar, mach ich. Ich bin unsicher wegen den Tieren. Ich will, dass es ihnen gut geht. Es ist, wie wenn der Wind, der grad so heftig weht, meine Seele zerfleddern würde. Aber wenigstens gibt der Wind Strom. Der Windkraftgenerator könnte 600 Watt bringen, immerhin bringt er etwa 100 Watt bei dem tollen Seelenwind. Im Garten kommt in mir was zur Ruhe. Das ist gut. Es ist sowieso eine gute Zeit, wenn die Beete noch braune Erde sind. Aber in meinem Kopf sind sie schon grün. Bloß weil ich da ein paar Samenkörner in die Erde getan hab. Heyhey! Anton kratzt sich die ganze Zeit Löcher in die Haut. Das ist wohl so, weil er zu viel Eiweiß im Körper hat. Das ist wohl so, weil er immer viele Eier isst. Das ist wohl so, weil die Enten überall ihre Eier hinlegen. Das ist wohl so, weil sie keinen eigenen Bereich haben, an den sie ihre Eier hinlegen können. Das ist wohl so, weil sie keinen schönen Teich haben. Das ist wohl so, weil ich den Teich noch nicht gemacht hab. Und Bettina kümmert sich währenddessen um die Felle, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben. Sie macht in einem alten Waschkessel ein Feuer, um das Wasser darin ein wenig zu erhitzen. In dem warmen Wasser wäscht sie die Felle. Zwischendurch lässt sie die Felle ein wenig einweichen, damit der Dreck besser weggeht. Wenn sie die Felle zum Trocknen aufhängt, freuen sich die Bienen, weil das sehr nährstoffreiches Wasser ist. Bettina hat ziemlich viel Arbeit mit den Fellen. Aber sie wirkt dabei nicht unglücklich. Wenn die Felle trocken sind, schabt die Frau Vegetarierin mit einem scharfen Messer das restliche Fleisch von der Innenseite der Felle weg. Da braucht sie ziemlich Geduld und Ausdauer. Ich freu mich jedenfalls darauf, auf einem der Felle mal zu schlafen! Heute waren Judith und Alexander da, weil heute aufm Stückle Kasperle-Theater war. Leider konnten die Leute von Riedern nicht kommen, weil sie krank sind. Aber Freunde aus Markdorf waren da, und Bettina hat in der Schule Kollegen mit Kindern, die waren natürlich auch interessiert. Draußen an der Straße waren immer mehr Autos. So viele, wie noch nie. Ich glaub, elf. Wir haben die Leute in Gruppen reingelassen, damit die Hunde jeden in Ruhe beschnuppern konnten. Ich war froh, dass ich die Hundeschleuse gebaut hab, durch die solche Rituale ein bisschen einfacher geworden sind. Und dann sind wir alle zusammen zur Scheune hinübergelaufen. Es waren dann so viele Leute da, dass ich vollkommen den Überblick verloren habe. Es war einfach nur schön, in der Scheune gleich neben den Schafen, nur fröhliche Gesichter von Erwachsenen und Kindern zu sehen, weil der Kasper zusammen mit dem Räuber den bösen Zauberer Brutzelfatz austrickst, weil der die Katze der Großmutter weggezaubert hat. Die Kinder haben zu Hause ihre Eintrittskarten gemalt. Das ist sehr praktisch, weil wir dann keine Eintrittskarten bei einer Druckerei in der Stadt machen lassen müssen. Nach der Aufführung waren die Schafe die Stars, vor allem Wulle, den ich natürlich angebunden habe.
Das war nicht das erste Mal, dass wir in der Scheune Kasperle gespielt haben. Und bestimmt nicht das letzte Mal! Gabriel hat uns mal selbstgemachten Zichorienkaffee geschenkt. Das hat Bettina inspiriert. Im Vordergrund von dem Foto siehst Du eine umgegrabene Fläche. Da möcht Bettina Zichorie säen. Im Hintergrund sticht sie gerade Löwenzahn aus dem Garten. Allerdings nicht als Unkrautbekämpfungsmaßnahme, sondern, weil sie den Löwenzahn ernten will, denn da kann man auch Kaffee draus machen. Sie hat dann den Löwenzahn gewaschen und einen echt leckeren Salat draus gemacht. Wenn man Löwenzahn so isst, dann schmeckt er doch recht bitter. Aber der Salat hat geschmeckt wie Ackersalat. Um Kaffee zu machen, braucht man die Wurzeln vom Löwenzahn. Die hat sie separat gesammelt und dann kleingeschnippelt. Um Kaffee zu kriegen, muss man die Löwenzahnwurzeln erst rösten. Und um sie zu rösten, muss man sie zuerst trocknen. So lange wollt ich nicht warten, deshalb hab ich weiter am Teich gebaut. Das fanden die Enten super. Eine ist gleich reingesprungen. Der wilde Erpel hat auf dem Wasser ein paar düsentriebähnliche Runden gedreht wie ein Hovercraft aufm Ärmelkanal. Die anderen sind gleich nachgekommen und haben ganz offensichtlich das frische Wasser genossen. Die Enten machen im Wasser innerhalb kürzester Zeit einen irren Dreck. Damit ich das Wasser schnell und oft wechseln kann, betonier ich jetzt den abschüssigen Boden von dem Teich. Außenrum kommen diese Verbundsteine als Begrenzung. Der obere Rand der Verbundsteine ist dann auch die Wasseroberfläche. In den betonierten Boden kommt ein Rohr rein, durch das ich das verdreckte Wasser einfach ablassen kann. Das Dreckwasser fließt dann in eine dreckige Kloake. Das Wasser der Kloake ist aber super! Das ist ein perfekter Dünger! Heute hab ich mal wieder bewiesen, dass spät nicht immer gut ist. Ich war bei den Bienen, und die haben so viel Wachs produziert! Ein paar Kästen waren voll mit Bienen, weil alle schon geschlüpft sind. Nächstes Jahr will ich mich früher um die Bienen kümmern. Normalerweise sind in den Kästen Rähmchen, und dann benehmen sich die Bienen furchtbar deutsch und machen alles ordentlich und gerade. Aber wenn ich keine Waben reintu, dann verlottert alles und dann muss ich kommen und das Bienenheim in ein Umerziehungslager verwandeln. Ein Stockwerk weiter unten waren aber Waben. Und in einer waren die Zellen bissle höher. Wie buckelig. Das ist ein Zeichen, dass da Drohnen drin sind. Ganz viele waren auch dabei zu schlüpfen. Und in manchen hat man die weißen Drohnenmaden gesehen. Die böse Varroamilbe saugt die Bienen aus. Am liebsten verkriecht sie sich in die Drohnenzellen und ernährt sich von den heranwachsenden Drohnen. Wenn die Drohnen noch nicht geschlüpft sind, dann kann ich die ganze Wabe nehmen und alles zusammen verbrennen oder den Hühnern zum Fraß vorwerfen. Deshalb sagt man auch, dass die Drohnenwaben Varroafallen sind. Bettina macht zurzeit Kunstbrut mit Enteneiern. Das ist jedes Jahr spannend. Die Eier sind achtundzwanzig Tage im Brüter. Ab und zu durchleuchten wir mit einer starken Taschenlampe die Eier, um zu sehen, ob da was drin ist. In dem Ei auf dem Bild sieht man schon ein bisschen was. Die dunkle Fläche. Wäre alles eine helle Fläche, wäre das Ei nicht befruchtet. Und dann kann man noch ein bisschen so ein Geflecht erkennen wie aus Fäden. Wenn es gut läuft, wird daraus mal eine Ente. Bisher haben wir nur eines von sechzehn ausgesondert. Was wir nicht gewusst haben: Eine der Enten brütet auch. Allerdings ohne Automat. Wenn dann alle geschlüpft sind, können wir fast einen Entenpark aufmachen... Im Gemüsegarten hab ich im Winter dummerweise auch "Eier" verteilt; allerdings nur ganz kleine: Weizenkörner, mit denen ich die Hühner gefüttert hab. Das hab ich gemacht, damit die Hühner ein bisschen im Garten rumscharren und auch Käfer und so fressen. Leider haben sie viele dieser kleinen Eier übersehen, und jetzt schlüpfen lauter kleine Weizenhalme aus den Eiern hervor. Und wir bauen ja aber kein Weizen an, sondern Gemüse... Tja, und jetzt muss ich halt den Weizen aus den Beeten hacken. Ich schieb das Schlachten immer vor mir her, aber wenn ich dann mal dabei bin, dann hab ich viel Ruhe und kann nachdenken über den Tod und über all die Themen, die sonst eher im Trubel untergehen. Und schwupp! ist ein Tag vorbei und dann denk ich mir: Putzen muss ich zwar schon, aber vor ein paar Jahren, da hab ich nach dem Schlachten doch mehr putzen müssen. Jetzt sind die Glorreichen Sieben in der Tiefkühltruhe und im Hühnerstall ist Ruhe.
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