✱ Unbemerkt ✱ Nr. 8 ✱ Feuertaufe ✱ Kaum zu glauben! ✱ Endspurt ✱ Honig ✱ Gestaltung ✱ Waschtag ✱ Kulinarisches ✱ überraschende Kooperation ✱ |
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In den letzten zwei Tagen waren wir ein bisschen mit uns beschäftigt. Wir haben eine Leber- und Gallenblasenreinigung gemacht. Wobei, Bettina hat schlappgemacht. Na ja, es ermüdet schon ziemlich, ich geb’s ja zu, aber mein Ergebnis ist ziemlich üppig gewesen. Schon irre, was alles in einer Niere alles drin ist. Das Meiste ist sogenannter Nierengrieß, das braune Zeug. Die drei vergrößerten Bereiche zeigen Gallensteine mit ungefähr 8 Millimeter Durchmesser. Jetzt bin ich matt von der Kur. Aber trotzdem waren wir vorhin bei den Schafen hinten, als wir ein ganz helles Blöken gehört haben. Bärbel hat sich entschieden, jetzt im Hochsommer, vollkommen unnormal, zwei Lämmer zu kriegen! Wir haben vor lauter Leber- und Gallenblasenreinigung gar nix mitgekriegt! Schon wieder... Bettina hat sich vor ein paar Tagen erst gewundert, ob Tira Misu vielleicht nicht doch auch trächtig ist. Ja, sie war es. Jetzt nicht mehr. Jetzt hüpfen drei solche Energiebündel auf der Schafweide rum. Die beiden von Antje sind ja schon gesetztere Teenies. Acht Schafe. Ich hab heut die schon fast trockene Wiese von der Straße reingeholt. War ein ganz schöner Berg. Morgen werd ich den Berg ausbreiten, dass Sonne und Wind ihre Trocknungstat verrichten können. Und am Abend kommt dann vielleicht ein Bauer mit einer Kleinballenpresse. Er ist nicht so zuverlässig, deshalb kann es sein, dass ich das Heu lose in die Scheune bringen muss. Aber mit Ballen ist es natürlich viel einfacher. Auf alle Fälle haben die Schafe schon ein bisschen was für den Winter. Damit die Schafe nicht nur das Beste vom Besten fressen, parzelliere ich ihre Weide mit Elektrozäunen. Dann sind sie gezwungen, auch das, was nicht so der Hit ist zu fressen. Und als Belohnung bekommen sie dann die neue Weide. Wegen den Lämmern hab ich den Strom abgeschaltet. Allerdings hat sich die Kleine von Tira Misu im Zaun verfangen und verheddert. Das kann tödlich enden. Vor ein paar Jahren hat sich so ein Jungbock erdrosselt, weil ich vergessen hab, den Strom wieder einzuschalten. Weil ich das kein zweites Mal will, hab ich das Weidezaungerät eingeschaltet. Und so kommen auch die Lämmer zu ihrer "Feuertaufe", wie ich es nenne. Es wird langsam echt Zeit, den Kohl auf die Beete zu bringen. Aber noch dringender ist das Heu, weil der Matze mit seiner Ballenpresse kommt. Also hab ich heute praktisch den ganzen Tag Heu verteilt und wieder zusammengerecht. Auf dem Bild siehst Du, dass ich ein paar kleine Flächen mit hohem Gras übriggelassen hab für Käfer und andere Insekten. Muss ja nicht alles meiner Gier zum Opfer fallen. Der Matze kommt erst morgen. Ist auch recht, dann kann ich die Heuwürste noch ein bisschen schöner zusammenrechen – und dann hoffentlich auch die Kohlbeete mit Kohl bestücken! Am Vormittag hat Käthe heute so getan als wär sie ein Kartoffelkäfer. Ich hab mich aber nicht täuschen lassen. Dieses Jahr hatten wir bisher außer Käthe keine Kartoffelkäfer. Ich find ja, die Puppen von Marienkäfern sehen aus wie Kartoffelkäferlarven. Aber eher nicht wie Käthe. Bevor sie aber zu solchen glitschigen Puppen werden, sehen sie aus wie so Monster von einem Creature-Movie. Bloß können die Filmmonster was Gefräßigkeit betrifft, von unseren Marienkäferlarven noch lernen. Was die an Läusen weghauen! Am Nachmittag hab ich nochmal zweimal hingucken müssen. Der Matze mit seiner Ballenpresse stand vorm Tor. Ich hab mich so gefreut! Nach fünfzig Ballen ist was an der Presse kaputtgegangen. Morgen kommt er nochmal, um die letzte Schwade zu machen.
Das Heu ist eines der Hauptaufgaben gewesen. Schon verrückt, was alles dazwischen gekommen ist. Erst ist der Balkenmäher kaputtgegangen und der Kreiselmäher. Dann hat Matzes Ballenpresse gestreikt. Und schließlich waren dann doch die fertigen Ballen auf der Wiese. Gestern hab ich in der Scheune das ganze Chaos aus dem Weg geräumt (was leider noch nicht "aufgeräumt" heißt). Im Winter habe ich bei einer Bäuerin im Allgäu drei Autoladungen Saatgut von ihrem Heuschober geholt und alles auf unseren Wiesen verteilt. Die Wiese war noch nie so schön, genauso das Heu. Achtundsechzig Ballen waren es. Hat schon eine Weile gedauert, bis die in der Scheune waren. Aber jetzt ist eine große Sache abgehakt! In einem Monat kommt der zweite Schnitt... Als ich das letzte Mal bei den Bienen war, hab ich festgestellt, dass die Honigräume ziemlich schwer waren. Also hab ich heute mal die vollen Waben rausgeholt. Insgesamt zwölf Stück. Auf dem Bild haben die Bienen die Zellen der oberen Wabenhälfte schon mit Wachs verdeckelt weil der Honig die optimale Feuchtigkeit gehabt hat. Wenn ich nur Waben mit möglichst vielen verdeckelten Honigzellen nehme, kann ich sicher sein, dass der Honig nicht gärt, weil er zu feucht ist. Mit der Gabel in dem Behälter öffne ich die Verdeckelung wieder... ...damit ich den Honig ausschleudern kann. Morgen wird der Dreißig-Liter-Behälter hoffentlich voll! In den letzten Tagen ist gar nichts so Berichtenswertes vorgefallen. Bettina hat in der Schule ganz viel zu tun wegen ihrer Theater-AG. Heute Abend ist Premiere. Hier aufm Stückle gibt's einfach nur lauter kleine Baustellen. Die Krähen sind dieses Jahr sehr aggressiv. Überall um mich herum höre ich sie rumschreien. Von den Entchen ist nur noch ein einziges übrig. Der Tod und das Loslassen gehört halt einfach zu diesem Gestaltungsprozess dazu. Dennoch tut es immer wieder weh. Othellos Tod schmerzt uns immer wieder sehr. Am Tipi, wo er mit King Kong begraben ist, sieht es grad sehr schön aus, weil wir um die Aronias herum für die Bienen die Wegwarte stehen lassen. Wegen den Hühnern hat Bettina um King Kongs Grab die Rosen mit einer Flechtarbeit geschützt. Den Lämmern geht es super. Tira Misu schreit immer wieder krakeelend nach ihrer kleinen Straccia Tella. Die krakeelt nicht minder krächzend und rast mit den anderen Lämmern schnell herbei. Distanz kennt das kleine Ding gar nicht. Heute war eine Totalneuerung dran. Schon Jahre träume ich davon, aufm Stückle Wäsche zu waschen. Ich finde ja, Waschmaschinen sind eine der nützlichsten Errungenschaften menschlicher Innovationsfähigkeit. Aber unsere Waschmaschine war kaputt und ich hab, wie meistens bei Reparaturen, auch die Reparatur der Waschmaschine schon zwei Jahre vor mir hergeschoben. Heute war es so weit: Es war nur ein kleiner Schlauch, der sich gelöst hat. So einfach isses. Allerdings braucht so eine Waschmaschine über zweitausend Watt. Und so hab ich den 2000-W-Wechselrichter abgestöpselt und das 3000-Watt-Trumm an die Batterien gehängt. Dann hab ich die Waschmaschine geputzt, weil die von den Hühnern total verschissen war. (Ein paar Hühner lassen sich nicht davon abbringen, in der Küche zu schlafen, wo wir die Waschmaschine hingestellt haben.) Und dann haben wir mit Waschsoda und Duftöl unsere erste Ladung Wäsche gewaschen... ...und natürlich auch gleich zum Trocknen aufgehängt! Lauch ist ja eines meiner siebzig Lieblingsgemüsesorten. Könnt ich jeden Tag essen. Aber leider ist das grad nicht drin. Der alte Lauch ist schon holzig, wobei er grad umschwirrt von Bienen wunderschön blüht. Und der neue ist von Grashälmchen kaum zu unterscheiden. Wenn ich was zu essen haben will, dann guck ich natürlich auch immer im Gewächshaus zu den Gurken, aber da sieht es grad auch eher mager aus. Deshalb gibt es grad oft Salat. Und das ist herrlich, denn den mach nicht ich, sondern Bettina! Wenn sie was auf den Tisch zaubert, dann denk ich: Na, so mager ist es jetzt doch nicht. 08.07.2023 Überraschende Kooperation In den letzten Tagen hatten wir Besuch von lieben Menschen. Das hat sich angefühlt wie eine frische, luftige Brise an einem schwülen Tag. Bettinas Schulfreundin Anne ist mit ihren beiden Söhnen Kilian und Noah vom hohen Norden angereist. Kilian hat die Bretter für die Schafunterstandaußenwand zurechtgesägt. Er hat aus Überzeugung dabei nicht die elektrische Stichsäge verwendet, sondern ganz puristisch den klassischen Fuchsschwanz. Mit dieser Vorarbeit war es ein Leichtes für mich, den Unterstand vollends fertig zu machen. Mit Muthe zusammen haben wir vor Jahren einige Theaterstücke auf die Bühne gebracht. Sie hat jetzt mit Anne im Garten das letzte dringende Gemüsebeet bearbeitet. So kann ich das jetzt auch noch abhaken. Schön, wenn so ein schwerer Stein ganz unerwartet aus dem Rucksack rausfällt! Und Muthe hat sich eine von Fiocco überwachte Ruhezeit in der Hängematte redlich verdient!
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