✱ Der Winter grüßt ✱ Ruhetag ✱ Abkühlung ✱ Schlachtzeit ✱ Nebel ✱ Heilig Abend ✱ Li und Lu ✱ Igel ✱ Wir stehen auf bunt! ✱ Legemehl ✱ |
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Wie für viele Menschen in Deutschland hat der Winter auch für uns aufm Stückle das Leben mit einem weißen Flockentuch ein bisschen ruhiger gemacht. Den Hühnern macht das Tuch nix aus. Wer scharret, der findet. Heut hab ich beim Aufwachen ausm Fenster geschaut und gleich ein paar Fotos gemacht, die ich aneinandergeklebt hab, weil es so schön war. Allerdings sind die Fotos viel grauer als in echt. Der Schnee hat die Bäume und Sträucher ziemlich niedergedrückt. Das hat schon was sehr Beeindruckendes. Irgendwie ist heute kein Tag für draußen. Und das Bett brauch ich gar nicht machen, weil es immer noch besetzt ist. In der Zeitung hab ich gelesen, dass es jetzt wissenschaftlich immer wärmer wird im Winter. Ich finde, das stimmt auch. Ich heize immer so den Bauwagen ein, dass es wirklich nicht zum Aushalten ist. Da hab ich eine richtige Sehnsucht nach dem Sommer, weil es da nicht so heiß ist wie im Winter. Aber ich kann ja raus und mich da abkühlen. Es ist sehr schön draußen. Heute morgen hab ich bei den Schafen gehört, dass die etwas doof finden. Die blöken dann. Ich bin durch den frischen Schnee rübergestapft zur Schafscheune. Sie wollten von den Brombeeren fressen, aber dann haben sich beim kleinen Bock die Brombeerranken so im Fell verheddert, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Keine Ahnung, wie lange der da schon gestanden hatte. Ich hab eine Schere geholt und den kleinen Kerl befreit. Bei den Bienen war alles okay. Die machen es sich schön warm, indem sie die Energie vom Honig in Wärme umwandeln. Unsere ersten Schafe waren Kamerunschafe, die aber keine Wolle und kaum Milch gegeben haben. Sie sind wie Ziegen wilde Freigeister, und ich war vollkommen mit ihnen überfordert. Nach Bettinas Sabbatjahr vor sechs Jahren haben wir deshalb gewechselt zu den Ostfriesischen Milchschafen. Die geben viel Milch und Wolle und Fleisch. Aber sie brauchen auch viel gekauftes Kraftfutter, sind sehr wählerisch auf der Weide und außerdem recht anfällig gegen Krankheiten. Deshalb haben wir uns für einen zweiten Rassewechsel entschieden. Die neue Rasse ist für Selbstversorger (hoffentlich) die geeignetste: Krainer Steinschafe. Sie brauchen allenfalls ein bisschen Kraftfutter und vor allem sind sie, was die Wiese betrifft, um einiges genügsamer als die Ostfriesen. Fetz, der neue Stammbock, ist schon bei uns. Ute und Cornelius haben vor ein paar Wochen ja geholfen, den kleinen Dergel zum Stückle zu bringen. Von der bisherigen Rasse, den Ostfriesen, sind Bärbel und Antje die beiden Mutterschafe gewesen. Auf dem Foto sind sie ganz frisch aufm Stückle gewesen. Vor allem die Weiße, Antje, ist aber seit gut zwei Jahren sehr krank und schwach gewesen. Eigentlich war ihr Tod gestern eine Erlösung. Es ist schon seltsam, liebgewonnene Tiere zu töten. Mein Gefühl sagt, Herbst und Winter sind eine gute Schlachtzeit. Das Leben zieht sich überall zurück. Die Angst vieler Leute vor dem Tod kann ich nicht so recht teilen. Wenn sich auch mein Leben einmal zurückzieht, dann darf das geschehen. Bis dahin will ich diesem Leben viel Raum geben. Wenn ich morgens rausgeh, dann liebe ich es, wenn alles im Nebel liegt. Das ist schon irgendwie märchenhaft. Zurzeit füg ich immer ziemlich Nebel hinzu, wenn ich von den Schafen die Innereien verbrenne. Ich hoffe, dass die Leute in Riedern das nicht doof finden. Bettina hat gemeint, das riecht von der Ferne bestimmt wie wenn jemand grillt. Weil dieses Jahr so viele Schafe weg müssen, fallen auch viele Felle an. Deshalb hat jetzt jeder der Hunde ein eigenes geliebtes Fell. Selma findet die flauschigen Flächen eher ein bisschen unheimlich. Als es so geschneit hat, hab ich mich ganz besonders auf den Wirsing gefreut, der so unverwüstlich im Garten überwintert. Jetzt an Weihnachten haben wir das erste Mal in diesem Winter einen Wirsing aus dem Garten in den Topf geholt. Und meine liebe Vegetarierin hat für Anke und mich eine große Portion Lammgulasch gezaubert. Dazu gab's lauter eigene Zutaten: eigene Kartoffeln ausm halbfertigen Freilandkeller und einen Tee aus frischer Nanaminze ausm Kräuterbeet - gesüßt mit Honig vom letzten Jahr. Zum Nachtisch: Apfelmus von der Streuobstwiese und Zwetschgenkompott. Ins Joghurt kam flüssige Brombeer-Aronia-Marmelade. Ich bin so was von pappsatt! Heute haben wir zwei Krainer Steinschafdamen von Freiburg hergefahren. Züchter geben den Linien immer Buchstaben. Die beiden haben den Buchstaben "L". Mein Vorschlag für die Namen der beiden war "L" mit einem hellen Vokal, also zum Beispiel "Li" für die helle. Li ist das chinesische Wort für "Geschenk". Und entsprechend ein "L" mit einem dunkeln Vokal für das dunkle Schaf, also zum Beispiel "Lu". Lu heißt "der Weg". Wir haben ziemlich viel Schnittholz, das ich im Früjahr verbrenne, damit ich im Gemüsegarten die Kartoffeln mit leckerem Kali versorgen kann. Im Winter wäre es natürlich schön, immer wieder ein schönes Feuer zu machen, aber in den Reisighaufen sind halt doch immer wieder Igel. Beim Einsammeln von rumliegendem Reisig hab ich doch tatsächlich einen Igelschlafplatz aufgedeckt. Ich hab ihm ein kleines Häuschen gemacht, das sogar regendicht ist. Und drum herum ist jetzt ein kleiner Elektrozaun, damit die Schafe ihn nicht stören können. 15.01.2024 Wir stehen auf bunt! Nutztierhaltung hört sich irgendwie ausbeuterisch an. Aber das ist es nicht. Selbst wenn der Tod dabei mitspielt, hat Nutztierhaltung für uns sehr, sehr viel mit Dankbarkeit zu tun. Ich vermute, dass Selma und die Hunde irgendwie auch auf ihre ganz eigene Weise so was Ähnliches wie dankbar sind, dass es zum Beispiel die Schaffelle gibt. Aber wir liegen nicht nur auf den Fellen, sondern wir stehen auch drauf. Das geht so: Bettina hat mit unserer Freundin Andrea Wolle mit Naturfärbemitteln in allen möglichen Farben gefärbt. Von der Aktion hab ich leider keine Bilder, aber wenn sie nochmal färben, dann schick ich Dir welche. Mit einer Kardiermaschine kämmt Bettina die gefärbte Wolle. Ich finde, die gekämmte Wolle leuchtet richtig prächtig. Diese bunten Dinger sind das Rohmaterial für das Spinnrad. Ich find das ja wunderschön, wie diese Farbenpracht Schritt für Schritt immer mehr Gestalt annimmt. Nach tagelangem Spinnen entstehen auf diese Weise bunte Wollfäden. Dann verstrickt sie die Wolle.... ...und wir können drauf stehen! Nach gut zehn Jahren Hühnerhaltung komm ich drauf, dass die Hühner im Winter nicht nur Körnerfutter brauchen, sondern Legemehl, in dem das Eiweiß drin ist, das sie im Sommer von Insekten und Würmern kriegen. Heute morgen war es bitterkalt und ich wollt gar nicht aus dem Bett und erst recht nicht raus. Aber irgendwann hört sich das Gackern der Hühner nach Hunger an. Vor dem Bauwagen hab ich eine Futterrinne für das Legemehl hingebaut. Voll... - und zack! leer. Die Damen LIEBEN das Zeug! Hoffentlich legen sie jetzt auch mehr Eier...
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