Wwoof |
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Warum bieten wir Wwoofing an? Wenn die Schafe grad keine Milch geben, kaufen wir Milch. Natürlich auch andere Dinge, die wir nicht anbauen oder produzieren können. Ansonsten genießen wir unser eigenes Gemüse, Obst, Fleisch, und Honig. Bettina und ich sind also Selbstversorger und von unserem Wesen her keine Arbeitgeber. Wir werden Dir nichts auferlegen, sondern wünschen uns sogar, dass Du Dein Steuerruder selbst in der Hand hast. Und doch basiert unsere Autonomie nicht auf sturer Eigenbrötlerei, sondern auf Kommunikation und Zusammenarbeit. Es geht uns also bei Wwoofing nicht primär um "Arbeitsenergie", sondern eher um die Energie der Gemeinschaftlichkeit. Das ist unser Gewinn, wenn Du bei uns bist.
Meistens arbeite ich (Stephan) alleine aufm Stückle, denn Bettina arbeitet als Lehrerin in einer Schule. Ich habe prinzipiell schon lange eine große Gemeinschaftssehnsucht, wünsche mir, dass jemand bei uns mitmacht. Allerdings kann ich auch verstehen, dass unsere Art von Minimalismus nicht jedermanns Sache ist, jedenfalls auf Dauer. Deshalb sagen wir uns: Wir freuen uns auch, wenn Du nur für eine kleine Weile bei uns bist. Trotzdem: Manchmal frag ich mich, wie mein Leben in zehn Jahren aussieht. Antwort: ein paar gute Leute, minimalistische Selbstversorgung, glücklich. Was gibt's zu tun? Wir könnten zusammen imkern, uns um die Schafe und Hühner kümmern (vor allem füttern, aber auch natürlich Stallpflege oder Weidewechsel), auch der Garten schreit immer wieder nach freundlicher Pflege. Im Herbst und Winter ist Holz immer wieder ein Thema: Bäume und Sträucher schneiden, Holz kleinsägen oder häckseln. Es gibt absolut keinen typischen Tag. Alles fließt oft ineinander und wir müssen sehr spontan, kommunikativ und selbständig sein. Das hat natürlich auch was Schönes. Alles ist eher langsam und ruhig, wobei ich auch ganz schön quasseln kann. Welche Arbeiten gibt es aufm Stückle? Minimalismus und Selbstsein Sei gewarnt: Wir sind eine andere Kultur. Es gibt so vieles, das in unserem Umfeld sehr wichtig ist, das bei uns aber vollkommen irrelevant ist. Andererseits stehen bei uns Dinge total im Fokus, auf die die meisten Menschen eher keinen Wert legen. Wir wohnen und leben richtig schön, wenngleich auch extrem einfach und in vielen Dingen äußerst minimalistisch. Das musst Du wissen. Es kann sein, dass Du manchmal verwundert bist oder entsetzt, vielleicht sogar wütend. Aber so ist das, wenn man in eine Kultur kommt, die nicht die eigene ist. Das ist manchmal befremdlich. Du kannst Dir Deinen eigenen recht geräumigen unbeheizten Wohnwagen erobern oder (im Winter) in der kleinen beheizten Gästehütte wohnen. Bettina und ich haben als "Rückzugsort" einen kleinen Bauwagen. In Einklang mit der Natur zu sein, bedeutet auch, alleine sein zu können, alleine sein zu wollen. Deshalb ist das überhaupt kein Problem, wenn Du viel Zeit für Dich brauchst, im Gegenteil, das ist sogar gut und passt perfekt zu unserer Kultur hier. Hier gibt es genügend Sinnvolles, das Du alleine und selbständig für Dich machen kannst, wenn Dir danach ist. Natürlich kannst Du immer fragen, wenn Du unsicher bist; vor allem am Anfang wird das sehr oft vorkommen und ist sogar wichtig, damit Du für Dich eine sichere Richtung findest.
Wir haben ein Kompostklo, gefiltertes Brunnenwasser und eigenen Solarstrom, der meistens reicht. Das gesamte Gelände (1,6 Hektar) ist eingezäunt wegen den Hunden, Schafen und Hühnern. In der Nähe gibt es einen kleinen Weiler und etwas weiter die kleine Stadt Markdorf. Der Internet-Empfang bei uns ist erstaunlich gut. Die Hunde Anton und Fiocco sind am Anfang misstrauisch, aber dann sind sie schnell Freunde; vor allem Fiocco will ständig gestreichelt werden. Ein Schaf ist recht laut. Es heißt Tira Misu. Falls Du beabsichtigst, im Herbst oder Winter zu uns zu kommen, so müssen wir Dich vorbereiten. Die Tage sind sehr trüb und feucht und die Wege verwandeln sich immer mehr in Matsch. Es ist unglaublich schön bei uns. Wir leben Kreativität und Naturnähe. Und doch beißt das hübsche Stückle im Herbst und Winter wie die wunderschönen Maremmanos: Kompostklo, keine Dusche, kein fließend Wasser im Winter, Matsch, Kälte, Enge, Umständlichkeiten und Dreck bis in die kleinsten Ritzen. Ich schreibe das, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass unsere Begeisterung über die Schönheit unseres Lebens (und dass uns die Kehrseite nicht stört) blenden kann, ein für andere falsches Bild vermittelt. Und da will ich besser im Vorfeld ein möglichst realistisches Bild zeichnen von dem, was Dich erwartet. Nicht, dass es unser Bild ist, unsere Sicht. Aber immer wieder verstehen wir, wie unser Leben auch gesehen werden kann, wohl sogar meistens auch gesehen wird. ("Ich bewundere euch ja, aber ich könnt das nicht.") Bring also Gummistiefel mit! (Und gerne auch Deinen eigenen Schlafsack, eine Stirn- oder Taschenlampe, Waschlappen und Handtuch.) Der Winter hat natürlich sehr pittoreske Tage, doch die meiste Zeit wird beherrscht von Matsch und der Farbe "fröhliches Graubraun". Aber uns macht das wirklich nichts aus. Vor allem die Raunächte nutzen wir für eine sehr, sehr ruhige Zeit. Wer in dieser Zeit zu uns kommt, muss fast schon mit einer mönchischen Ader ausgestattet sein... Gemeinsam Essen hat was Verbindendes. Wir finden es deshalb schön, wenn wir das Mittagessen normalerweise gemeinsam zu uns nehmen, vor allem am Wochenende, wenn wir alle da sind.
Ich denke, wenn Du Dich mit wirklich hoher Eigenverantwortlichkeit mit uns gemeinsam in einem ruhigen Flow um das kümmerst, was hier so getan werden muss, dann gönn Dir genügend Auszeiten. Auch wenn ich praktisch immer vor Ort bin, so soll Dich das nicht entmutigen, die Gegend zu erkunden. Es gibt hier so viel zu sehen! Wir wohnen wirklich in einer sehr touristischen Ecke von Süddeutschland. Wir finden, dass Ravensburg und Meersburg zwei sehr schöne mittelalterliche Städte sind, weil sie irgendwie so alt und ehrwürdig sind. Wir fahren oft nach Ravensburg um Sachen zu kaufen. Bei gutem Wetter sind von uns aus die Alpen oft zum Greifen nah und der Bodensee ist praktisch um die Ecke. Im Sommer ist es nur eine kleine Radtour für ein Bad im "Schwäbischen Meer".
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