Gerben
Hinweis: Ich verwende die Wörter "Haut" und "Fell" und "Leder"
wie man es in der Alltagssprache verwendet.
Ich möchte bei allem, was ich tue, möglichst wenig Chemie verwenden. Beim Gerben
der Schaffelle ist das tatsächlich möglich. Ich gerbe deshalb mit Hirn, das
ich entweder von den geschlachteten Schafen selbst erhalte oder ich hole es beim Metzger,
denn es muss nicht Hirn vom Schaf sein.
Lagerung
Kann ja sein, dass ich schlachte und das Fell nicht gleich gerben will. Dann lege ich es in Salz ein.
Das geht so: Ich lege das Fell mit den Haaren nach unten auf eine schräge Fläche, zum Beispiel auf
eine alte Tür oder so. Dann kommt eine richtig gute Menge Salz auf die Innenseite des Fells.
Das Salz zieht die Feuchtigkeit aus dem Fell, sodass da nix verrotten kann.
Entfleischen
Wenn's dann mit dem Gerben losgeht, muss ich erst das Fell auf der Innenseite entfleischen.
Ich weiche es in Wasser ein und einen Tag später lege ich es mit der Fleischseite nach
außen entweder auf einen entasteten, glatten Baumstamm, der schräg gegen
meinen Bauch lehnt; oder – meistens – kommt es auf eines dieser orangenen PVC-
Abflussrohre, zwei Meter lang, viel leichter als ein Baumstamm, aber halt weniger urig.
...und manchmal gerben wir nicht alleine.
Dann schabe ich das Fleisch mit einem Rindenmesser vorsichtig und doch mit Kraft vom Fell
herunter. Das Rindenmesser halte ich wie ein Rasiermesser so, dass es nicht über die
Haut zieht, sondern schiebt. Wer einen Hochdruckreiniger hat, kann auch damit entfleischen.
Wenn ich kein Fell, sondern ein "enthaartes" Leder haben will, dann kann ich auf
die gleiche Weise die Haare des Schafs entfernen, nachdem ich die Haare in einem Bad aus Wasser
und viel Asche eingeweicht und damit von der Haut gelöst habe. (Allerdings weiß ich nicht, ob
das mit einem Hochdruckreiniger gut geht, hab ich noch nicht ausprobiert.)
Scrapen
Das entfleischte Fell spanne ich mit einer stabilen Schnur auf einen großen
Holzrahmen. Dafür muss ich vorher am Rand des Fells alle zehn Zentimeter
mit einem spitzen Messer Löcher stechen, damit ich da hindurch die Schnur fädeln
kann.
Wenn die Haut am Rahmen getrocknet ist, dann kratze ich mit einem Stockmeisel (wie man es in der Imkerei hat)
oder mit einem ähnlichen Werkzeug die tiefste Hautschicht weg. Das ist eine ziemliche Arbeit. Aber wenn ich
beim Entfleischen gut und genau gearbeitet habe, dann geht's besser, denn der Stockmeisel rutscht sonst immer
über das Fleisch.
Gerben
Die Häute werden nach dem "Scrapen" aus dem Rahmen genommen und eine halbe Stunde in Wasser
eingelegt. Währenddessen koche ich das Hirn in einem Topf mit etwas Wasser.
Danach wird das gekochte Hirn auf der eingeweichten Haut ausgebreitet.
Das Leder muss jetzt überall immer nass bleiben, während die Hirnmasse zum Beispiel mit
der Unterseite eines Marmeladeglases in das Leder eingearbeitet wird, als würde man eine
Flüssigkeit durch einen Teppich arbeiten wollen. Wenn das Hirn dann im Leder drin ist, haben wir ein
schönes weiches Leder mehr - oder ein Fell.
Manchmal schaffen es auch die Mäuse an die Felle zu kommen. Das Ergebnis sieht dann aus wie tragische
Artefakte eines Museums mit moderner Kunst. Vielleicht sollte ich die Hunde auf Mäusejagd trainieren...
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